Wednesday, December 28, 2011

Steve-Jobs-Biografie: Typografievergleich Original vs. deutsche Fassung

Mir ist schon oft aufgefallen, daß englische und amerikanische Bücher oft geschmackvoller und technisch besser gestaltet bzw. gesetzt werden als deutsche Bücher. (Oder auch umgekehrt: Die Typografie deutscher Bücher ist oft schlecht.)

Die Biografie von Steve Jobs ist ein solcher Fall.

Die Umschlaggestaltung der deutschen Ausgabe ist gegenüber dem Original in sehr unvorteilhafter Weise verändert und wäre von Steve Jobs selbst bestimmt nicht gebilligt worden. Das Bild ist verzerrt, die Typografie häßlich. Siehe dazu den folgenden Blog-Eintrag (der leider einen nicht besonders selbsterklärenden Titel trägt):

„Warum Steve Jobs ein Kontrollfreak war“

Auch die Rückseite des dt. Covers ist viel schlechter als die der US- bzw. UK-Ausgabe. Im Original besteht die Rückseite vollständig aus einem Bild von Steve Jobs in jungen Jahren, das als Gegenstück zum Titelfoto dient. Auf der Rückseite der deutschen Ausgabe wurde das Bild in einen kleinen Kasten gezwängt und ein nicht besonders schön gesetztes Barack-Obama-Zitat auf die Seite geklatscht.

Die schlichte Schönheit, die die Originalausgabe hervorhebt, wurde bei der deutschen Ausgabe durch ein vulgäres, gewöhnliches Buchdesign ersetzt. Das ist einfach traurig. Es ist auch völlig schleierhaft, weshalb man nicht einfach das Design des Originals übernommen hat. Das wäre nicht nur deutlich besser, sondern auch einfacher gewesen.

Und auch im Inneren ist die Typo der dt. Ausgabe einfach nur häßlich (den Inhalt kann man bei Amazon über Look inside begutachten), wohingegen die Typo bei der US- bzw. UK-Ausgabe weitgehend einwandfrei und insgesamt ziemlich schön ist.

Nachtrag:

Das Buch scheint auch noch unglaublich schlecht übersetzt zu sein. Der eigentlich unfaßbare Fehler, “Silicon” mit „Silikon“ übersetzt zu haben, scheint mittlerweile behoben zu sein. Das war aber wohl auch nur die Spitze des Eisbergs. Gleich zu Beginn des Buches, wird so schlecht übersetzt, daß es weh tut.

Original: “Introduction: How this book came to be”,

Übersetzung: „Einleitung: Wie dieses Buch zu mir kam“.

„Zu mir“?

Original: “In the early summer of 2004, I got a phone call from Steve Jobs. He had been scattershot friendly to me over the years, with occasional bursts of intensity, especially when he was launching a new product that he wanted on the cover of Time or featured on CNN, places where I’d worked.“

Übersetzung: „Im Frühsommer 2004 erhielt ich einen Anruf von Steve Jobs. Er war über die Jahre hinweg auf eine oberflächliche Art freundlich zu mir gewesen, zuweilen aber auch recht ungehalten, insbesondere wenn er ein neues Produkt auf den Markt brachte, das auf dem Cover der Time oder von CNN – ehemalige Arbeitgeber von mir – präsentiert werden sollte.“

Ja, nee, is klar. Steve Jobs war ungehalten, wenn er Walter Isaacson dazu bewegen wollte, ein Produkt auf dem Cover der (sie?) Time … zu „präsentieren“? Hallo?

1. Kennt der Übersetzer das Time Magazine? Weiß er, daß dort keine Produkte „präsentiert“ werden?

2. Wäre es logisch, „ungehalten“ zu sein, wenn man jemanden zu etwas bewegen will? Oder könnte es möglicherweise so gemeint sein, daß Steve besonders freundlich (!) war, wenn er daran interessiert war, daß es ein neues Produkt auf den Titel des Time Magazine schafft?

Was mutet man da den deutschen Konsumenten zu?

Nachtrag 2:

Hier eine weitere Kritik an der dt. Umschlaggestaltung: »Die Leichenschänder von Bertelsmann«.

Und noch eine: »Geschmacksverirrung«

Nachtrag 3:

Mittlerweile spricht es sich herum, daß die Übersetzung schlecht ist.

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